Knock Out

Vorsichtig, doch blitzschnell angelte er mit seinem Arm den Stifthalter vom Schreibtisch.

Daraufhin hörte er ein sehr verwundertes Geräusch, das in der Schrift schwerlich wiederzugeben ist. (So in etwa „Hnjwaaa?") Und bevor Mort überhaupt realisieren konnte, dass sein Plan soweit aufgegangen war, bückte sich die Sekretärin, um die Stifte wieder einzusammeln. Dabei saß er jedoch immer noch vor dem Tisch, weil er nicht schnell genug reagieren hatte können. Die logische Folge daraus war, dass die Dame ihn sah.

Er sah sie an, und sie ihn. Aber nicht lange. In dem Moment, als sie den Jungen so unvermuteterweise direkt vor sich bemerkte, begann sie zu schreien. Doch auch damit hörte sie gleich wieder auf, denn sie war vor Schreck aufgesprungen. Das wiederum war aufgrund des direkt über ihr befindlichen Schreibtisches nicht zur Gänze möglich, und sie schlug sich den Kopf an.

Knock out.

Mort konnte es nicht fassen. Damit wäre das Problem gelöst.

Doch Mort war ganz und garnicht zufrieden. Freilich tat die Dame ihm leid. Ihr etwas zuleide zu tun war nicht, was er im Sinn gehabt hatte. Einen Moment lang glaubte er, sie wäre tot, doch das war natürlich nicht der Fall (das hätte ich ja sonst viel dramatischer ausbauen müssen).

Was nun?

Um das klarzustellen, eigentlich soll man in so einer Situation natürlich unbedingt den Krankenwagen rufen. Damit ist nicht zu spaßen; in Comics und Filmen mit niedrigem Budget und hohem Unterhaltungswert mag ständig jemand als Folge eines Schlages auf den Kopf das Bewusstsein verlieren, doch in der Realität passiert das eher selten. Und wenn, dann ist es, wie gesagt etwas ernstes – die arme Frau könnte eine schwere Gehirnerschütterung, einen Schädelbasisbruch, oder Verletzung der Gehirnrinde davongetragen haben. Ihr Kurzzeitgedächtnis könnte völlig unbrauchbar geworden sein, sie wäre bis an ihr Lebensende labil. Oder tatsächlich tot. Ja, das ist garnicht so abwegig.

Mort jedoch rief keinen Krankenwagen, er verständigte nicht einmal Dr. Bramarbas. Irgendwann werdet ihr, meine geschätzten Leser (sofern ihr diese bleibt), erkennen, dass das eine weitere schlechte Idee war, auch wenn sie zu der Zeit wie eine Gute erschienen sein mag.

Die Tür zum Büro von Dr. Bramarbas stand ihm nun offen.


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