Für die meisten Menschen ist Mode nur zu einem gewissen Grade wichtig. Es ist somit normalerweise nicht üblich, das Thema zum Allgemeinwissen zu zählen. Gerade deswegen wusste Evelyn alles darüber.
Zweifellos kann jeder meiner Leser eine Sandale von einem Lederstiefel unterscheiden; viele kennen das Burberry-Muster und wissen, wie ein Dufflecoat aussieht. Und spätestens seit jener herrlichen Komödie mit Meryl Streep und Anne Hathaway kennt man auch Namen wie Prada und Louis Vuitton.
Doch Evelyn wusste viel mehr als das.
Etwa dass Parfum eine 10-Millionen-Dollar Industrie ist, die bis zu den alten Ägyptern zurückreicht, wo es bei religiösen Ritualen zum Einsatz kam. Die moderne Parfum-Ära begann 1921, als Coco Chanel’s Chanel No.5 auf den Markt kam (eine exotische Blumenmischung, entwickelt von Ernest Beaux). Oder die Tatsache, dass kein Couture-Designer jemals eine Linie in mehr als Größe 38 herausgebracht hat. Dass Männerhemden die Knöpfe rechts haben; Frauenblusen dagegen links.
Und dass Armbanduhren in Reklamen fast immer die Uhrzeit 10 nach 10 anzeigen.
Sie wusste all das über Mode, was ihr nicht wisst.
Dazu gehörte außerdem, wo man in Prag echte Couture-Mode zu kaufen bekam.
Sogar Mort war in gewisser Weise von dem Thema beeindruckt: er hatte stets angenommen, Designerklamotten wären über die Maßen auffällig, sodass man sie zu kaum einer Gelegenheit tragen konnte, die keinen Laufsteg involvierte. Als er jedoch von Eve neu eingekleidet wurde, bemerkte er, dass sich vieles – wenn auch nicht alles – von dem, was er bisher getragen hatte, im Wesentlichen nur in einem Aspekt unterschied: es war zehnmal so teuer.
Bild: Monique Hofland
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