Die Sternengreiferin hat über Leute geschrieben, die Anti-Nazi-Lieder mitgröhlen und sich dadurch als die Helden unserer Welt sehen.
Ich hatte am Wochenende ein Erlebnis mit Nazis, über das ich noch immer grüble. Ob ich etwas tun hätte können. Müssen.
Gegenüber von meiner Wohnung gibt es ein kleines Uhrengeschäft. Habe ich bisher nicht weiter beachtet. Langweilige Auslage, miese Aktionen, die offensichtlich mit Wordpad geschrieben und auf einem Uralt-Tintenstrahl-Drucker zu Papier gebracht wurden.
Doch als ich am Sonntag in der Früh vorbeiging, fielen mir ein paar Sätze auf, die mit Kreide auf den Boden geschrieben waren. Erst dachte ich, dass da wohl Kinder gespielt haben, doch dann las ich sie. Kamera hatte ich keine dabei und ich erinnere mich auch nicht mehr hundertprozentig, aber es stand dort in etwa: „Du dummes Idiotenarschloch“, und etwas drunter „Jetzt frag dich mal, wer das geschrieben hat.“ Am Abend sah ich dann auch noch die Worte „Tsuschen-Geschäft“, welche ums Eck auf der Straße standen, mit einem Pfeil auf den Laden.
Ich war irritiert. Hatte sofort Bilder von Nazi-Deutschland und Novemberpogrom im Kopf. Der Polizei melden? Kann ich eine Anzeige erstatten? Versuchen den Besitzer zu kontaktieren?
Am nächsten Morgen war die Schrift weg. Ich habe nichts gemacht.
Es hat mir wieder die Augen aufgerissen, dass was ich online versuche zu bekämpfen, auch in der Realität, in meinem Bezirk vorhanden ist. Leute an denen ich tagtäglich vorbeigehe, offensichtlich ohne jeglichen Respekt. Nichts gelernt aus der Vergangenheit. Sie halten hoch, was die Welt zurückgeworfen hat. Millionenfaches Leid, das mit Füßen getreten wird.
Bild: beob8er
Schreibe einen Kommentar