Als Einstieg empfehle ich Julie Paradise. Wieder da? Nichts verstanden? Kein Problem, ich versuche einen sanften Einstieg schließlich soll ich ja Leser haben, die ansonsten gar keine Blogs lesen und somit auch wenig von solchen Blogsphäre-Diskussionen mitbekommen.
Gestoßen bin ich auf darauf bei Patsy Jones, die zuerst auf Don Dahlmann, f!xmbr und Nerdcore verweist bevor sie ihre Meinung zu Nullen und Einsen bringt. Die ganzen Beiträge, die nicht unbedingt kurz sind, sollte man sich nur zu Gemüte führen, wenn man sich für das Thema interessiert oder andere Meinungen lesen möchte. Ich werde jetzt eine kurze Zusammenfassung aus meiner Sicht schreiben und anschließend ein paar Punkte von mir hinzufügen.
Dahlmann meint, dass die deutsche Blogosphäre sich in einem Tief befindet. Er macht das an der sinkenden Verlinkung innerhalb der deutschen Blogcharts (s.a.:Piratenblogcharts) fest. Er spricht von Professionalisierung, die durch mehrere bloggende Journalisten erreicht werden soll. Weiters soll es den Deutschen an Diskussionskultur und Medienkompetenz fehlen.
Chris (f!xmbr) sieht das Problem wiederum in den käuflichen Journalisten, die sich in den Blogcharts breit machen. Blogger sollten unabhängig sein und wer Geld mit seinem Blog verdient ist sowieso schlecht und kann die Welt nicht verändern. Abschließend schließt er f!xmbr in diese Kritik mit
ein.
René (nerdcore) schreibt, dass Blogs, auch deutschsprachige, funktionieren und nimmt seinen eigenen als Beispiel. In seinen Augen sind nichtssagende Überschriften und unnötige Ausführungen eine Gefahr. Er meint, dass manche Blogs nicht funktionieren, weil sie Katzenbilder posten und über Blogs schreiben und zugleich findet er das gut.
Patsy Jones findet, dass die Themen uninteressant, die Blogs hässlich und die Blogcharts sinnlos sind. Blogger kommen beinahe alle aus dem Medienbereich und Leute aus anderen Bereichen keine Lust zum bloggen haben. Die meisten Blogs, die sie selbst liest, erzählen sowieso Geschichten und haben keinen Anspruch zu informieren. Eigentlich sind wie sowieso alle Arschlöcher.
Und noch ein paar Blogs, die für mich nicht funktionieren:
maYo weil sein Beitrag einfach langweilig ist. Testspiel weil ich nichts davon habe. electru weil ein Satz mit drei Links maximal ein Tweet sein dürfte. Moppelkotze weil er die Leser vor den achso langen Texten warnt. wildbits weil ihn die Diskussion nicht interessiert, er aber dennoch darüber schreibt. NetzNews weil mir beim Lesen des Beitrags schlecht wurde.
Ich finde die Diskussion spannend und sinnlos, gerate in eine selbstanklagende Situation und erkenne ein ständiges sich selbst widersprechen.
Das liebe Geld und Amerika
Eine Sache, die ich immer wieder lese und nicht verstehen ist die Geldfrage. Auf der einen Seite schaut man ständig zu den großen Blogs in Amerika, wo teilweise hauptberufliche Blogger dahinterstehen, und sagt dann, dass man mit dem Blog kein Geld verdienen soll, weil man dann käuflich ist und nur noch für hohe Besucherzahlen schreibt. Ich schreibe hauptsächlich für meine Leser, teilweise für Besucher, teilweise für Google. Ich schreibe bezahlte Beiträge und bin bereit Werbebanner zu schalten, reiße mich jedoch nicht darum und halte meinen Preis hoch. Blogs haben in Amerika vielleicht mehr Macht, aber sie sind auch käuflich, wie einige Skandale gezeigt haben. Verdiene ich meinen Lebensunterhalt mit Bloggen habe ich jeden Tag viele Stunden Zeit, um zu recherchieren und mich mit den Themen auseinanderzusetzen. Dadurch könnte ich eine höhere Qualität bieten. Auf der anderen Seite stünde ich unter Druck. Bleiben die Besucher aus hat es teils dramatische Folgen. So etwas kann man durch kluge Werbeformen vermeiden. Frei ist niemand. Irgendwoher muss die Zeit fürs bloggen kommen.
Was heißt funktionieren?
Von all den Bloggern ist sich keiner wirklich sicher was funktionieren heißt. Manche sprechen von Besucherzahlen, andere von Einnahmen und wieder andere von Macht und Einfluss. Funktionieren an sich kann etwas nicht. Ein Auto funktioniert nicht, sondern das Fahren mit dem Auto funktioniert. Das Einschalten des Fernsehers funktioniert. Das Geld verdienen mit dem Blog funktioniert. Das Macht ausüben mit dem Blog funktioniert. Das schreiben was man will funktioniert. Wie oben angedeutet funktionieren Blogs für mich, wenn ich sie gerne lese. Widerspruch? Ja. Funktionieren gibt es nicht. Zuerst muss man definieren, was funktionieren bedeutet.
Die oben als nicht funktionierenden Blogs aufgeführten funktionieren für mich nicht, aber sie sind ein Teil der Blogosphäre und leiten ihre Leser auf die Blogs, die die wichtigen Beiträge haben. Daher sind auch diese wichtig. Die helfen die Blogosphäre zusammenzuhalten.
Keiner liest uns
Es gibt viele Blogs. Blogs werden meist von Bloggern gelesen. Wenn man aus irgendwelchen Statistiken rauslesen möchte, wie viele Leser man haben könnte, dann sollte man erst nachschauen, was die Statistik bedeutet. Jemand ist online kann bedeuten, dass er ein 56k-Modem im Keller liegen hat, dass er einmal pro Woche seine Email abruft oder dass er täglich drei Stunden surft. Warum sollte man euch lesen? Behandelt ihr so wichtige Themen, die sonst nirgends vorkommen und niemanden interessieren? Seid ihr Sprachrohr für eine Minderheit? Muss die ganze Welt wissen, dass eure Katze heute nichts gegessen hat? René wird gelesen weil er Dinge postet, die Leute im Internet gerne haben. Da muss nicht viel Sinn dahinter sein, kann aber. Ich werde gelesen, weil ich meine Sicht der Dinge schreibe. Ich schreie einfach meine Meinung raus, manchmal gibt es Informationen, aber meistens nur Sichtweisen.
Die Massenmedien beachten uns nicht
Und das ist mir vollkommen egal. Ich besitze keinen Radio. Ich besitze keinen Fernseher. Ich besitze kein Zeitungsabo. Dennoch kann ich bei den meisten Themen mitreden, habe Informationen, die andere nicht haben. Während sie nicht einmal alle Infos aus der ursprünglichen Agenturmeldung bekommen, kann ich mit ein paar Klicks weitere Hintergrundinformationen erfahren, die es nie in ein „klassisches Medium“ schaffen würden. Die anderen vertrauen den Medien meist blind, weil die Zeitung, der Sender doch Reputation hat. Ich muss alles in Frage stellen und kann manchen vertrauen, weil ich sie kenne. Meine Infos sind oft durch mehrere Gehirne gelaufen, die wirklich Ahnung davon haben und auch die Zeit, die dazu nötig ist. Was im Beitrag vergessen oder verheimlicht wurde, erfahre ich in Kommentaren, Trackbacks und anderen Blogs. Mir wird keine Objektivität, die nicht möglich ist, vorgemacht, sondern ich erfahre verschiedene Meinungen. Ich kaufe mir vielleicht einmal eine Zeitung/Magazin, weil ein Blogger darin einen Artikel veröffentlicht hat, weil ich den Journalisten kenne.
Wie erreiche ich die Nichtblogger?
Ganz sicher nicht indem man darüber schreibt, ob Blogs funktionieren oder nicht. Die Menschen sind da draußen und ich behaupte, dass ein großer Teil Blogs lesen würde, wenn er wüsste was es ist und wie er damit umzugehen hat. Dafür muss die Medienkompetenz gestärkt werden. Man kann es auch Aufklärung nennen. Blögger, wo ich die operative Leitung übernommen habe, versucht unter anderem genau das. „Interessierte Laien informieren“. Wir versuchen Wege zu finden die Leute da draußen zu erreichen. Immer wieder treffe ich auf Menschen, die ich für Blogs begeistern kann. Manche fangen selbst an zu bloggen, manche lesen nur. Ich glaube nicht, dass jeder bloggen sollte, aber ich bin der Meinung, dass zumindest jeder wissen sollte, was ein Blog ist. Gespräche an der Uni mit Publizistik- und Kommunikationswissenschaften-Studenten haben mich schockiert. Viele wissen nicht einmal was ein Blog ist.
Man kann innerhalb der Blogosphäre noch so oft über das Thema diskutieren, so lange man es nicht schafft, die Menschen da draußen zu erreichen, bringen sie sowieso nichts.
Und jetzt gehe ich kochen und blogge danach drüber…
Bild 1: joelogon, Bild 2: robinhamman, Bild 3: donaldtownsend, Bild 4: doviende
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