Motivationstief in ein Hoch verwandeln

Du hast einen gut laufenden Blog, selbst wenn du ein Monat nicht schreibst, kommen täglich hunderte Leser und laben sich an deinen Inhalten. Sie kommen von Onkel Google oder Tante Wikipedia. Ein nicht unerheblicher Teil hinterlässt auch Kommentare. Selbst wenn du jene von dumme SEOs ((Kluge SEOs werden nicht erkannt und sind mir daher egal)) löscht bleibt am Ende des Monats mehr übrig als im gesamten ersten Jahr des Blogs. Du hast an einem Tag so viele Besucher, wie im ersten halben Jahr zusammen. Neben den ganzen Menschen die nach Informationen suchen, lockt der Blog auch noch die an, welche dich und dein Wissen suchen. Du wirst darum gebeten Moderator zu sein, Vorträge zu halten und es werden dir mehrere spannende Jobs angeboten. Das alles hast du zum größten Teil dem Blog zu verdanken. Warum schreibst du nichts mehr?

Keine Beiträge
Bild: jacqueline-w

Die Entwicklung des Blogs

Über ein Monat ist vergangen seit ich meinen letzten Beitrag (Spenden ohne zu spenden) veröffentlicht habe. Wenn man einen Blick in das Archiv ((Achtung: 6MB)) wirft, sieht man dass es sich dabei um eine kontinuierliche Entwicklung handelt. 2006 habe ich immer mehr geblogt, 2007 blieb es ein hohes Niveau bis es 2008 dann immer weniger wurde bis ich im Dezember verstummte.

Was sind die Gründe für diese Entwicklung? Warum blogge ich immer weniger, obwohl ich mich intensiver mit dem Thema beschäftige? Ich will mehr schreiben, was hindert mich daran?

Um besser zu verstehen was mit mir und dem Blog geschehen ist, gehe ich in der Zeit zurück und schaue mir die Inhalte der Beiträge an. Zugleich erinnere ich mich zurück, was zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben passiert ist und versuche am Ende zu Schlüssen für die Zukunft zu kommen.

Zu Beginn hat mir der Blog als Tagebuch gedient. Ich habe interessante Dinge in meinem Leben festgehalten und schon schnell begonnen mit der Technik zu experimentieren. Ich wollte von Beginn an eine eigene Domain. Nicht einmal Kommentare habe ich geschrieben, bis ich meine Domain hatte. Als ich mich für einen Hoster entschieden hatte, WordPress war schon zuvor klar, ging es los. Zuerst habe ich mit dem Design herumgespielt. Meine minimalen html-Kenntnisse aus der Schule ordentlich ausgebaut und mit CSS und einer Prise PHP garniert. Somit sind wir auch schon in der Welt der Plugins. Und alles musste dokumentiert werden. Also kamen neben den Einträgen aus meinem Leben immer mehr aus der Welt von WordPress hinzu. Zu der Zeit ware ich noch recht aktiv im Onlinegaming mit der PS2. Somit waren die drei Hauptthemen meines Blogs zusammen. All diese Beiträge hatten eine Gemeinsamkeit, sie waren im Vergleich zu den heute kurz und ohne großen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich habe mich weder thematisch noch stilistisch eingeschränkt. Und so verwässerte der Blog etwas. Einzige Konstante war ich selbst. Alles herum waren Dinge, die mir über Tag auffielen, was ich im Netz fand oder mich sonstwie beschäftigte. Ein bunter Mix. Zugleich entstand ein neuer Zweig. Minimal literarisches. Ich habe es damals nicht so genannt. Habe mit den Worten experimentiert und vor allem meinen Gefühlen einen neuen Weg des Ausdrucks verliehen. Das Tagebuch verwandelte sich also in minimal literarisches und ich nannte es Meine Welt. Eure Welt bestand fortan aus einem Technik-Web-Mix. Erst wurde der Blog optisch in zwei Welten getrennt bis ich mich dann entschieden habe Meine Welt in einem neuem Blog fortzuführen. Noch zuvor kam der große Schnitt in meinem Leben. Ich bin nach Wien umgezogen. Hatte ich hier zu Beginn noch besonders viel Zeit für den Blog, änderte sich dies je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetzte. Kurz nachdem ich in Wien ankam, besuchte ich mein erstes Barcamp und Begann dann bei Blögger mitzuarbeiten. Auch sonst traten einige Projekte im Blog- und Internetumfeld in mein Leben. Und dann war da noch Twitter. Womit wir auch schon im Jetzt angekommen wären.

Gründe für die wenigen Beiträge

  • Blog als Experiment hat über die Zeit an Anziehungskraft verloren und ist zu einem Tool geworden, mit dem und nicht an dem man arbeitet.
  • Schreiben des Schreibens wegen wurde auf einen anderen Blog ausgelagert.
  • Zeitknappheit und andere Projekte verhindern, dass man sich hinsetzt und einen Gedanken sofort gerbloggt.
  • Twitter säubert den Blog von Tagebucheinträgen, Links und reinen Bild- und Videobeiträgen.

War es für mich früher spannend jedes neue Plugin zu testen, alle paar Wochen das Theme zu wechseln, mit den Sidebar-Widgets herumzuspielen, hat sich dies inzwischen gelegt. Mich interessieren mehr die Inhalte selbst und die die Verpackung nur am Rande.

Ich wache noch immer mitten in der Nacht auf, schalte den Laptop ein und schreibe zu lauter Musik ein paar Gedanken nieder. Ich habe noch immer ein Notizbuch in meiner Jackentasche und schreibe in Straßenbahnen und Cafes. Ich liebe die Worte noch immer, wenn sie aus meinen Fingern fließen. Aber ich habe ihnen einen eigenen Platz gegeben, um mich hier auf andere Inhalte zu konzentrieren.

Fast täglich verfängt sich ein neuer Gedanke für einen Blogbeitrag in meinem Kopf, aber meistens bin ich gerade mit etwas anderem beschäftigt und verliere ihn, bevor ich dazu komme mich näher mit ihm auseinanderzusetzen. Ich habe nun begonnen mir ein paar Stichwörter in mein Notizbuch zu schreiben, um mich später wieder daran erinnern zu können.

Twitter ist großartig. Und es hilft mir, mich auf andere Inhalte im Blog zu konzentrieren.

Schreiben
Bild: striatic

Schritte gegen ein Motivationstief für ein Motivationshoch

Als erstes muss man einmal vom Gedanken wegkommen, dass es schlecht ist, wenn man nicht bloggt. Hat man treue Leser kommen, sie auch nach längerer Zeit zurück. Hat man sie nicht, braucht man sich auch nicht. Ein persönlicher ((persönlich ist nicht privat)) Blog funktioniert nur besser, wenn man ihn gerne macht. Hier nun die Punkte, die ich für mich zusammengestellt habe, um wieder mehr Freude am Blog zu haben.

1. Ziel

Auch wenn mir schreiben Spaß macht, braucht es eine zusätzliche Motivation damit ich mich mit bestimmten Themen tiefer beschäftige und nicht nur vor mich hinschreibe. Hier hat mir Hannes viel geholfen. Was will ich mit meinem Blog eigentlich erreichen? Mein Wissen weitergeben, Feedback bekommen, meinen Gedanken ein Publikum schaffen. Einen kleinen Bonus hatte ich durch bisherige Erfolge mit dem Blog, die mir auch gezeigt haben, wohin es gehen kann.

2. Ausrichtung

Mit der Zeit vermischen sich die Themen eines Blogs, die eigenen Interessen ändern sich, man entwickelt sich weiter. Ich war mit dem Themen-Mischmasch nicht mehr glücklich und habe meinen Blog selbst nicht mehr gerne angeschaut. Gerade wenn ich mir die letzten Beiträge angeschaut habe, hatte ich starke Zweifel, ob es noch Sinn macht so weiterzumachen. Hier hat mir Hannes geholfen eine neue Richtung zu finden. Wir haben uns zusammengesetzt, darüber gesprochen was mich interessiert und womit ich mich beschäftigen will. Nach einiger Zeit sind wir dann zu einem Themenkomplex gekommen, der zu mir passt. Einige Tage später stand auch der Titel: „Aus dem Alltag der Medienzukunft“. Wer öfters mit mir zu tun hat, wird bestätigen können, dass dies zu mir passt.

3. Design

Design ist nicht das große Thema, aber wenn man seinen Blog selbst nicht mehr gerne anschaut, dann hat man damit keinen Spaß mehr. Meines ist noch nicht perfekt, aber ich sehe darin einen dynamischen Prozess und werde es über die Zeit weiter optimieren.

4. Freiheit

Neben all den Einschränkungen die man sich plötzlich thematisch auflegt, darf man nicht vergessen, dass es trotzdem noch der eigene Blog ist. Wenn es einem brennt zu einem Thema zu schreiben, sollte man das nicht unterdrücken. Ich halte wenig von strengen Systemen und daher ist einerseits der Inhalt des Blogs nicht zu eng gesteckt und andererseits lasse ich mich nicht davon einschränken. Ich werde aber dennoch darauf achten, damit ich nicht wieder die letzten Beiträge anschaue und mich frage, was das soll. Weder man selbst, noch andere sollten jemanden in seiner Freiheit eingrenzen.

5. Persönlichkeit

Ein persönlicher Blog kann auch in einem persönlichen Stil geschrieben sein und trotzdem Informationen und Gedanken transportieren. Für mich ist ein wichtiger Unterschied zwischen Journalisten und mir, dass ich nicht versuche objektiv zu sein, sonder subjektiv bin und dies auch offen zugebe. Meine Blogeinträge sind meine Gedanken in meinem Stil für meine Leser. Wem es nicht gefällt, den brauche ich nicht überzeugen.

6. Pause und Neustart

Manchmal mag man nicht mehr. Da hat man genug von diesem Zirkus. Man will sich nicht mehr ständig Gedanken um das Ding da im Internet machen. Das sollte man dann auch nicht. Ich habe mir zwei Wochen Auszeit genommen, in denen dieser Blog einfach keine Rolle gespielt hat. In dieser Zeit habe ich mich auf andere Dinge konzentriert. Dieser Eintrag ist mein Neustart. Ab jetzt soll es wieder rund auf dem Blog gehen. Nicht zu rund, aber dennoch ist einiges in Planung.

Diese Punkte haben für mich funktioniert, aber das heiß noch lange nicht, dass sie auch für andere funktionieren. Sie können als Inspiration dienen, aber nicht als Anleitung. Hilfreich ist auch ein Beitrag wie dieser, wo man sich einmal darüber klar wird, was der Blog eigentlich ist. Ich habe dem Blog in meinem Kopf ein neues Gesicht verpasst und damit neue Motivation gesammelt, um durchzustarten. Die längerfristigen Ziele sorgen dafür, dass die Motivation nicht wieder verschwindet und die Erinnerungen an bisherige Erfolge ergeben einen zusätzlichen Boost.

Auf zu neuen Gipfeln!


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Kommentare

12 Antworten zu „Motivationstief in ein Hoch verwandeln“

  1. Avatar von Franz-Josef
    Franz-Josef

    Respekt
    das hat was von 2 Seelen/ 2 Blogs

  2. Avatar von Sebastian

    Hm… Ich wollt jetzt meine Erfahrungen schreiben, die ich bei der Neustrukturierung von sebmos.at gemacht hab und hab am Schluss den (sehr langen) Kommentar wieder gelöscht. Ist sich nämlich ziemlich auf das gleiche rausgekommen, wie bei dir.

    Ich würd mich auf jeden Fall freuen, wenn du wieder mehr bloggen würdest. Deine Artikel sind immer höchst lesenswert.

    Btw: Das Subscribe-to-Comments-Plug-In hat einen Fehler (vermutl. bei der deutschen Übersetzung): Anstatt „Zukünftige Kommentare per E-Mail zuschicken“ oder so steht „a“ da.

  3. Avatar von Luca Hammer

    @Franz-Josef
    Eher eine Seele, zwanzig Köpfe und zwei Blogs. Wobei ich dann schon wieder an griechische Mythologie denken muss und das passt nicht wirklich. Der Schritt fiel mir damals schwer, eine große Leserschaft zu Gunsten der Kreativität aufgeben und neu anzufangen. Im Endeffekt war es aber eine gute Entscheidung und hat es auch ermöglicht, dass ich diesen Blog weiterentwickle.

    @Sebastian
    Den kannst du doch nicht einfach löschen. Einfach posten. Das nächste Mal dann.

    Ich werde mehr bloggen, vermutlich nicht mehr so viel wie füher (5+ Beiträge/Tag), aber geplant sind zwei bis drei Beiträge pro Woche. Je nachdem, was durch meinen Kopf geht. Und Danke. Solche Kommentare geben auch wieder Energie, konsequent weiterzumachen.

    Subscribe-to-Comments wurde gefixt. Anscheinend beim letzten Update etwas schief gelaufen.

  4. Avatar von Wookie
    Wookie

    Kann passieren … was mann nicht machen sollte ist sich entschuldigen wenn man nicht mehr schreibt.

  5. Avatar von Luca Hammer

    @Wookie
    Musste deinen Link entfernen, weil ich Wandtattoos von A better tomorrow lieber mag.

    An deinen scannend Lesen Skills musst du auch noch arbeiten. Wenn jemanden danach ist, sich zu entschuldigen, dann sollte er das auch tun.

  6. Avatar von Chris

    Hey, danke dass du diese Überlegungen öffentlich machst… mir kam beim Lesen eine Idee, wie ich das Durcheinander in meinen Blogposts ein bisschen mehr in den Griff bekomme (fange gerade erst an zu bloggen). Wünsche dir alles Gute und wieder mehr Freude beim Bloggen, ich werde hier weiterhin mitlesen :)

  7. Avatar von Dominik Leitner

    Nach der anfänglichen Euphorie – und der Zeit des Blogging-Everything – kommt wohl jeder Mal zu dem Punkt, an dem er sich über die Ausrichtung seines Blogs bewusst werden muss. Ich fand deine Unterteilung damals, in „Meine Welt“ und „Eure Welt“ gut, und finde die Aufsplitterung in zwei verschiedene Blogs sogar sehr wichtig.

    Der neue Titel des Blogs, „Aus dem Alltag der Medienzukunft“ gefällt mir sehr gut. Ist es doch genau das, womit du dich tagtäglich beschäftigst, und wofür auch ich mich mehr und mehr interessiere. Und so freue ich mich, dass du nun scheinbar wieder öfter hier in Erscheinung treten willst.

    Und das Wichtigste: Mach‘ immer nur, was dir Spaß macht! :-)

  8. Avatar von dieJulia

    Also bei dem „wenn man seinen Blog selbst nicht mehr gerne anschaut, dann hat man damit keinen Spaß mehr“ bin ich hängengeblieben. Das _ist_ durchaus ein großes Thema!

    Ansonsten: Nicht stressen und viel Motivation! (Und yeah, Qualität geht vor Quantität – schreiber- wie leserseitig).

  9. Avatar von Luca Hammer

    @Chris
    In der Anfangsphase ist es durchaus in Ordnung querbeet zu schreiben. Habe ich auch zwei Jahre lang gemacht. Bei anderen kann das kürzer sein. Aber irgendwann hat die Energie nachgelassen und die habe ich mir durch die Neuausrichtung zurückgeholt.

    @Dominik
    Bei mir hat es sich über die Zeit herauskristallisiert, dass es zwei verschiedene Welten sind von/in denen ich schreibe. Jetzt noch das Thema hier schärfen hat mir zusätzlich Lust am Schreiben gegeben. Bin auch sehr zufrieden mit den Titel und habe schon einige spannende Ideen.

    @dieJulia
    Hatte schon so manche Woche, wo ich nur am Design gebastelt habe. Momentan geht es mir ganz gut damit.

    Und Qualität vor Quantität stimmt natürlich auch. Wobei ich mich ja nicht über ausbleibende Besucher beschweren kann.

  10. Avatar von 500beine

    Ich blogge seit genau 4 Jahren, aber ich hab mich noch nie als Blogger gesehen, sondern als jemand, der das Internet nutzt, um auf diese Art an die Öffentlichkeit zu kommen. So gesehen finde ich Weblogs weiterhin großartig. Kein(e) Lektor(in), der/die einem reinquatscht, kein(e) Programmchef(in), der/die über meine schnoddrige Sprache mosert. Nur die Sache mit der mangelnden Kohle, dass Bloggen keine Kohle bringt, das nervt zusehends. Aber da kann der arme Blog an sich ja nichts für.

    Was ich damit sagen wollte: danke für Eure schönen Lese-Tipps, in denen 500beine ab und an auftaucht. (Ich nehm mal an, danke Luca Hammer.)

  11. Avatar von Luca Hammer

    In manchen Präsentation reduziere ich Blogs auf das rein technische. Einfache Möglichkeit Beiträge in das Internet zu stellen. Angezeigt in der chronologisch umgekehrten Reihenfolge. Oft mit einer Kommentarfunktion für die Leser.

    Auch nehme ich gerne deine Aussage, dass bei Blogs einem niemand dreinredet, was und wie man schreibt. Und genau da setze ich die Grenze zu anderen Medien.

    Ich mag deine Texte und deshalb wirst du wohl auch noch öfters dort vorkommen.

  12. Avatar von Armin Soyka
    Armin Soyka

    Genau das war es – eine Inspiration, keine Anleitung! Danke, für diesen sehr lesenswerten Artikel, er hat und wird mir weiterhin helfen mein webprojekt zu realisieren!

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