Europäisches Forum Alpbach

Ich berichte aus einem kleinen Bergdorf in Tirol, wo seit 1945 ein dreiwöchiger Kongress über das aktuelle Weltgeschehen und die Zukunft von Europa. Das Überthema 2009 ist Vertrauen. Erstmals in der Geschichte des Europäischen Forum Alpbach wurden Blogger eingeladen, um über das Forum zu berichten.

Europäisches Forum Alpbach

Die Sonne scheint auf meinen Kopf während ich die letzten Meter gehe. Ich bin mit dem Zug angereist, ungefähr zwanzig Minuten von Innsbruck. Ab Brixlegg ging es mit dem Bus weiter, der bis Inneralpbach fährt. Von dort sind es nur noch ein paar Meter bis zum Eingang des Congress Centrum Alpbach. Die linke Seite des Weges ist mit Fahnen der verschiedenen Staaten gesäumt. Ein leichter Wind zieht an ihn, jedoch kann man viel Muster nur erahnen. In Kopfhöhe stehen die Namen des jeweiligen Landes am Mast. Rechts wurden Bäume gesetzt, dann kommt die Strasse, auf der sich teure Autos breit machen. Ich erinnere mich an den Punkt Green Meeting Alpbach 2009 auf der Website des Forum. Es geht darum, dass man im Sinne der ökologischen Verantwortung versucht den Energieverbrauch des Forums zu reduzieren. Dazu wurden Shuttleservices und einige andere Punkte umgesetzt. Ein weiterer BMW X3 fährt an mir vorbei. Beim Kongresszentrum gibt es keine Parkplätze.

Angekommen bei der Registrierung findet man meinen Namen nicht. Ich versuche zu erklären, dass ich als Blogger eingeladen wurde, aber vermutlich als Presse aufscheine. Nein, einen Presseausweis habe ich nicht da. Nach ein paar Minuten konnte Harald ((Verantwortlich für Social Web beim Europäischen Forum Alpbach)) die Lage aufklären. Ich habe mich bei Registrierung vertan, bekam jedoch sofort einen provesorischen Namens-Tag und sollte am nächsten Tag noch einmal kommen, wenn ich im System eingetragen bin.

Nach einer kurzen Einführung über das Forum durch Harald, habe ich mich in den Erwin-Schrödinger Saal zu „Das Gewicht Europas: Wirtschaftspolitische Interessen in einer multipolaren Weltwirtschaft“. Während ich zum Saal gegangen bin, lief mir Julian Außerhofer über den Weg, welcher ebenfalls auf dem Weg zum Vortrag war. Auf die Themen werde ich möglicherweise noch in eigenen Beiträgen eingehen, hier möchte ich nur kurz schreiben, warum ich den Raum etwas früher verlassen habe. Im Saal selbst gab es kein WLAN, was recht angenehm war, weil die Besucher nicht laut klackernd auf ihre Laptops einhackten, das war jedoch nicht der Grund. Ich höre gespannt den Vortragenden zu, versuche es zumindest, doch es fällt mir schwer, nicht weil die Inhalte langweilig sind, sondern weil einige zum größten Teil vorlesen. Seit ich Barcamps besuche, sträubt sich regelmäßig alles in mir, wenn ich auf klassischen Konferenzen gehe und von der Passivität des Publikums und der ausbleibenden Leidenschaft der Vortragenden erschlagen werde. Ich stelle mir vor, dass ich den Text, der abgelesen wird, schon längst überflogen und die wichtigsten Aussagen extrahiert hätte. Ich sehe nicht ein, dass ich in einem Saal sitze, wo ich Dinge höre, die ich mir alleine wesentlich effizienter aneignen könnte. Somit habe ich den Saal zusammen mi Julian wieder verlassen.

Wir haben uns dann etwas zum trinken geholt und auf die Terrasse gestellt, wo es angenehm warm bis zu heiß war. Dort hat mir Julian von der bisherigen Zeit, er war schon zwei Wochen beim Europäischen Forum Alpbach, erzählt. Wie viele Leute er schon kennen gelernt hatte und spannende Vorträge und Seminaren, denen er beigewohnt hat. Am Abend gäbe es immer Empfänge, wo zumindest die jüngeren Gäste, aber auch die älteren gerne einmal länger blieben und er dementsprechend schon etwas ausgelaugt sei. Inzwischen hat er auch genug davon sich beim Buffet anzustellen und bevorzugt es mit wenigen Essen zu gehen, dort gute Gespräche zu führen und erst später zu einem Empfang zu gehen. Während wir so plauderten kamen immer wieder Leute vorbei, die uns grüßten, sich kurz ins Gespräch einklinkten und dann wieder weiter mussten. Eine sehr angenehme Atmosphäre, wo ich länger geblieben wäre, wenn nicht die nächste Panel-Diskussion stattgefunden hätte.

„Die zukünftige Gestalt Europas: Vision und Realität“. Die Teilnehmer waren von Vorleser bis ehrliche Visionäre. Letzteres hat mir gerade beim Finanzminister des Kosovos, Ahmet Shala, gefallen. Er hat von seinen Visionen für Europa gesprochen, was der Kosovo schon erreicht hat, aber auch dass der Kosovo es nicht alleine schaffen wird alle Probleme zu lösen. Auch wenn man immer öfter Eingeständnisse in der PR einsetzt, finde ich es gut, wenn ein Staat zu seiner Schwäche stehen kann ohne dabei so zu klingen, als würde er um Hilfe betteln.

Nach der Beziehung meines Quartiers, hier die Aussicht vom Balkon und einer kurzen Dusche, habe ich mich in Richtung Empfang der österreichischen Nationalbank aufgemacht. Dort habe ich Heinz und Julian wieder getroffen sowie jemanden von Microsoft und die Gründer von flimmit kennen gelernt, mit welchen über den Abend verteilt einige interessante Gespräche stattgefunden haben.

Das wars?
Nein, ich bin noch bis Samstag vor Ort. Ziel dieses Beitrags ist es einen ersten Eindruck des Forums zu vermitteln. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Tagen noch mehr folgen werden.

Falls ihr irgendwelche Fragen habt, meldet euch einfach in den Kommentaren. Ich werde sie dann versuchen zu beantworten oder an die entsprechende Person weiterleiten. Auch ist das eine oder andere Interview geplant. So etwas bekommt ihr am besten mit, wenn ihr mir oder dem Hashtag #efa09 auf Twitter folgt.


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Kommentare

4 Antworten zu „Europäisches Forum Alpbach“

  1. Avatar von Andreas
    Andreas

    Interessant wären – nebest der „Am Schauplatz“-Berichterstattung – Themen und Meinungen, die Dich beeindrucken. Wer zahlt eigentlich Deinen Aufenthalt?

  2. Avatar von Luca Hammer

    Für Unterkunft und Verpflegung komme ich selbst auf, Teilnehmergebühr übernimmt das Europäische Forum Alpbach.

    Ich werde morgen einen Beitrag über eHealth schreiben, wo ich heute einen interessanten Arbeitskreis besucht habe. Ebenso über die Veranstaltungen, die nicht im Programm sind.

  3. Avatar von bibliothek
    bibliothek

    hört sich gut an, das sollte weiter verbreitet werdne.

  4. Avatar von Mirror

    Echte Visionäre kenne ich leider nicht. Ich frage mich, warum solche Treffen nicht eine grössere Beachtung in den Presseorganen finden. Auch sonst finden sie keine Beachtung. Wenn diese Treffen eine Wirkung haben sollen, dann sollten sie bzw. die Ergebnisse auch breit gestreut werden, sonst sind es halt nur Treffen.

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