Wolkenfetzen ziehen vorüber, in trübes Zwielicht gehüllt, das schal rot schmeckt. Ich blicke hernieder auf eine zerknülllte Brötchentüte. Ein Wust finsterer Gefühle ballt sich in meinem Magen.
Ich lege das Notebook auf das Clubtischchen zurück, erhebe mich, trete ans Fenster, betrachte die Flecken und Kratzer mit einer leichten Abscheu über meine Faulheit. Dann ein Tropfen, der gegen die Scheibe klatscht, fett und dunkel, wie eine dieser schweren, trägen Fliegen, die im Sommer aus den Miststöcken krabbeln und dicke Blutkleckse hinterlassen, wenn man sie zerklatscht. Meine Finger steuern zum Fenstergriff, werden unterbrochen vom einem nichtigen Piepsen, als sich der Feedreader updatet und dreizehn neue Items meldet.
Der Pastis schwappt schwermütig über meine Zunge, die Eiswürfel klirren leicht. Meine Fingerkuppen hasten über die Tastatur. Der blaue Schimmer des Bildschirms flackert auf meinem Gesicht, bricht sich in meinen Brillengläsern. Ich gähne, frage mich kurz, was ich hier tue, dann wird der Gedanke abgelöst von einem zuckenden Lichtfinger.
Ich stehe wieder auf, öffne das Fenster und blähe die Nasenflügel. Der Geruch von Sommergewittern tröpfelt auf meine Zunge. Moosig, irgendwie plump. Dann fällt mir ein, dass November ist und die Kälte von draußen meine rechte Hand taub und steif macht. Sie pocht. Noch schmerzt es nicht. Später schon.
Zusammengekrümmt, körperlich ein Wrack versinke ich wieder in den lichtlosen Blogtiefen, hangle mich weiter von Post zu Post. Das Piepsen des Feedreaders wird zu einem Stakkato in meinem verdrießlichen, alkoholschwangeren Schädel. Die Tastatur klackt und zittert unter meinen sie malträtierenden Fingern.
Ich frage mich, was ich hier tu‘.
[Beitrag erschienen im Rahmen des Blogwichteln]
Schreibe einen Kommentar