Unterschied: Meine Daten und Daten über mich

Mark Zuckerberg, der CEO von Facebook, wurde vom US-Kongress zu Cambridge Analytica und verwandten Themen befragt (5 Stunden Video auf YouTube). Die Hälfte habe ich selbst geschaut, den Rest über Twitter verfolgt. Wie Zeynep zuvor schrieb, gab es wenig neue Informationen von Mark. Falls die USA sich zu einer Regulierung von Facebook entscheiden, gehe ich davon aus, dass sie weniger streng ausfallen wird als die GDPR/DSGVO in der EU. Ich möchte auf einen Teilaspekt der Diskussion eingehen, der mich bei der Befragung wieder beschäftigt hat.

Der Kongress ist mehrmals auf die Nutzungsbedingungen eingegangen, dass sie nicht vollständig seien, dass es niemand versteht, dass es niemand liest. Mark hat zugestimmt und argumentiert, dass Facebook deshalb viele Privacy-Optionen direkt im Produkt hat, sodass man es nicht nur bei der Nutzung sieht sondern auch direkt anpassen kann. Und das stimmt auch. Man kann bei jedem Posting einstellen, für wen es sichtbar ist. Zusätzlich gibt es weitere Einstellungen, wo man ebenfalls Sichtbarkeit von Bereichen auf dem Profil oder auch welche Daten an Apps weitergegeben einstellen kann. Ich bin der Meinung, dass Facebook mir von allen Plattformen am meisten Kontrolle über MEINE Daten gibt. Ja, es ist im Detail komplex und es gibt Probleme, wenn die Optionen verändert werden, aber man hat viel Kontrolle, wenn man sich damit beschäftigt. Ich kann entscheiden, ob ich MEINE Daten auf Facebook stellen möchte und wer sie sehen darf.

Für mich sind das Problem die Daten ÜBER MICH. Diese kommen auf unterschiedliche Weise zusammen und ich habe nahezu keine Kontrolle darüber. Diese Daten ÜBER MICH werden dazu genutzt Werbung zielgerichtet auszuspielen. Könnten aber auch missbraucht werden. Etwa durch einen Hackerangriff (bei Facebook unwahrscheinlich), Missbrauch durch Mitarbeiter_innen (auch unwahrscheinlich), Verkauf der Daten (dafür müsste Facebook kurz vor dem Konkurs stehen) oder durch eine staatliche Maßnahme (passiert öfters).

Die Daten ÜBER MICH werden etwa von MEINEN Daten abgeleitet. Wenn ich über ein bestimmtes Thema einen Post schreibe oder eine Page like, geht Facebook davon aus, dass ich mich dafür interessiere und Werbetreibende können mir darauf basierend Werbung ausspielen. Bei den Privacy-Optionen von MEINEN DATEN habe ich aber gar keine Möglichkeit einzustellen, ob der Inhalt dafür genutzt werden darf. Selbst Beiträge, die ich nur für mich selbst poste können dafür herangezogen werden. Oder Nachrichten, die ich an Freunde schicke. Die Werbetreibenden bekommen MEINE Daten nicht direkt, lediglich die abgeleiteten Daten ÜBER MICH. Und auch dann können sie oft keinen direkten Rückschluss drauf ziehen aufgrund welchem Datum ÜBER MICH ich ihre Werbung geklickt habe.

In die Daten ÜBER MICH fließen weitere Daten. Die Orte an denen ich mich aufhalte (Facebook versucht abzuleiten, wo ich wohne und wohin ich reise), die Websites, die ich besuche, die Apps, die ich nutze und DATEN ÜBER MICH, die Werbetreibende auf Facebook laden. Das kann Name, Mailadresse, Telefonnummer oder ähnliches sein. Oder auch die IP-Adresse, die Facebook direkt über den sogenannten Facebook-Pixel erfasst. Diese Daten werden dann mit mir gematcht, sodass Werbetreibende mich immer und immer wieder mit Werbung bespielen können. Als Custom Audience wird das bezeichnet.

Facebook gibt mir ein bisschen Kontrolle bei den Daten ÜBER MICH. Sie sagen mir nicht welche einzelne Daten sie haben, sondern nur welche Interessen sie davon abgeleitet haben und geben mir die Möglichkeit diese zu entfernen. Das ist besser als viele andere Plattformen, aber reicht mir noch nicht. Man kann sich die abgeleiteten Interessen in den Ad Preferences anschauen. Dort kann man auch bestimmte Bereiche komplett ausschalten. Etwa dass man außerhalb von Facebook keine interessensbasierte Werbung bekommt oder dass der Beziehungsstatus nicht dafür genutzt werden darf. Auch die Interessen basierend auf den besuchten Websites lassen sich hier abdrehen. Bei mir basieren die meisten Interessen auf gelikten Pages und geklickten Ads. Es gibt aber auch Zuschreibungen, bei denen nicht erklärt wird, warum sie da sind. Bei mir etwa „Away from family“.

Diese ganzen Optionen bei den Daten ÜBER MICH sind super. Aber leider erst im Nachhinein. Erstmal wird alles getrackt, ob man möchte oder nicht. Auf und abseits der Plattform. Und das Tracking hört auch nicht auf, wenn man alles abdreht. Komplett abdrehen ist auch nicht möglich, nur bestimmte Bereiche. Und das halte ich für ein Problem.

Ich würde mich freuen, wenn in zukünftigen Diskussionen zwischen Daten, die man bewusst zur Verfügung stellt und Daten, die ungewollt über unser gesammelt werden unterschieden wird.


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