Uns geht es gut. Sehr gut. Wir haben einen Computer und Internet. Wahrscheinlich sitzen wir in unserer beheizten Wohnung, werden am Abend auf einem Weihnachtsmarkt Punsch trinken oder mit Freunden einen Film genießen. Es geht nicht allen so gut. Um ihnen zu helfen, müssen wir aber kein Geld verschenken. Über eine neue alte Art zu spenden.
Spenden gestern
Kalter Winternachmittag. Hunderte Menschen wusseln durch Einkaufstraßen. An ihrer Hand Kinder, die vor jeder Auslage mit großen Augen stehen bleiben. Sie zeigen auf riesige Plüschbären, eine elektrische Eisenbahn oder den bunten Nussknacker. Ihre Eltern ziehen sie weiter. Hin und wieder stehen Menschen mit einer Blechdose da. Sie erzählen etwas von verwaisten Kindern, Heimatlosen und der Kälte. Manchmal wirft jemand ein paar Münzen in die Dose. Nur selten Scheine. Es funktioniert, weil die Leute ein schlechtes Gewissen bekommen. Anderen geht es schlecht, während sie Geschenke einkaufen. Oft Dinge, die nicht nützlich sind. Einmal davon abgesehen, dass Kinder ohne Spaß ein Problem haben. Aber dafür braucht es keine elektrische Eisenbahn, die nach einmal aufbauen und ein bisschen herumfahren wieder langweilig ist. Die Spenden sind punktuell und meist sehr klein.
Spenden heute
Ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Ich sehe sie schon von weitem. Sie stehen mit ihren Mappen mitten auf dem Gehsteig, sprechen Leute an, von denen sie glauben, sie könnten sie überzeugen. Ich sehe sie meist freundlich an. Wie die meisten Leute. Dann kommen sie auf mich zu. Ich schüttle den Kopf, grinse etwas. Manchmal stellen sie sich mir einfach in den Weg, manchmal halten sie mich beim Arm weg. Dann werde ich meist etwas aggressiv. Was sie sich dabei denken. Viel öfter habe ich ein paar Minuten. Als erstes sage ich, dass es verschwendete Zeit ist. Doch sie denken anders, da ich bereits stehen geblieben bin. Mehr als viele andere machen. Sie beginnen zu erzählen. Meist von Menschenrechten oder Tierschutz. In ihren Mappen haben sie ekelige Bilder, um ihre Erzählung zu verstärken. Ich höre aufmerksam zu. Wenn sie schon beim Formular angekommen sind, manchmal früher, beginnt mein Part. Ich stelle Fragen. Beim Tierschutz geht es meist um Wissen, das sie nicht haben. Ich beginne mit Logik. Füge Dinge zusammen und erklären ihnen, warum es so nicht funktioniert, warum es sinnlos ist hier zu stehen, warum ich nicht unterschreiben werde. Nach ein paar Minuten kommt dann der Gruppenleiter. Entweder er wimmelt mich ab oder übernimmt selbst. Immer auf einen Abschluss drängend. Bis sie aufgeben und ich weitergehe. Teilweise bin ich oder meine Familie bereits Mitglied bei den Organisationen.
Sie bauen auf die Trägheit der Menschen, wollen einen Vertrag abschließen, damit sie monatlich oder jährlich abbuchen dürfen. Die einzelnen Beträge klein, doch es summiert sich und wenn man bei verschiedenen Organisationen ist, wird es schnell zu viel. Oft werde ich mehrmals pro Woche angesprochen. Manchmal sogar mehrmals täglich. Die Spenden sind regelmäßig, aber ich baue eine Abneigung gegen Organisationen auf, die mich immer öfter nerven.
Spenden morgen
Ich surfe durchs Web. Lese ein paar Blogs, da entdecke ich ein Weihnachstgeschenk. Ein Buch, das sich jemand schon lange gewünscht hat. Ich rufe Amazon auf, schnell ist es gefunden. In ein Einkaufskorb damit. Noch ein paar Dinge für mich. Ich klicke auf bestellen. Zwei Tage später kommen die Pakete an. Eines bei mir und eines bei meinem Freund. Das Geld wurde einfach von meinem Konto abgebucht. Spenden war noch nie so einfach.
Das Ganze funktioniert über eine Firefox-Extension von Sebastian Moser für den Verein Laafi. Amazon wird dabei gesagt, dass Laafi zum Kauf dieses Produktes bewegt hat und somit gibt es einen Prozentsatz (um die 5%) als Werbekostenrückerstattung für den Verein. Ich habe dadurch keine Mehrkosten und spende genau dann, wenn ich auch Geld ausgebe. Es ist einfach zu verwenden und ihr könnt beim Weihnachtseinkauf etwas Gutes tun ohne Geld dafür herzugeben. Amazon profitiert davon auch noch, weil ihr dort und nicht woanders einkauft. Weitere Infos.
Spenden mit Gegenwert
Eine bewährte Methode. Jemand erstellt etwas ehrenamtlich und verkauft dies. Eine weitere Methode des Spenden ohne zu Spenden, die allerdings schon lange existiert. Wir kennen das klassische Bild der Pfadfinder, die von Türe zu Türe gehen und Kekse verkaufen. In Europa weiter verbreitet sind Kuchen die bei Schulveranstaltungen verkauft werden. Hier kommt eine Sache ins Spiel, die immer wichtiger wird. Vertrauen. Was passiert mit dem Geld danach? Wer garantiert mir, dass das Geld auch wirklich zum angegebenen Zweck verwendet wird? Im Social Web kommt die persönliche Verbindung zum tragen. Ich möchte an dieser Stelle zwei weitere Aktionen vorstellen.
Der Laafi-Kalender
Ein Kalender mit großartigen Fotos aus Afrika. Gespendet wird damit für den Laafi-Verein. Wenn ich lese, dass ein Fußball-Kalender 20€ kostet, erscheinen mir 10€ als günstig. Etwa 8€ gehen dabei als Spende an den Verein. Hinter dem Kalender steht unter anderem Helge Fahrnberger, der auch einige der Fotos gemacht hat. Helge keine ich seit ich in Wien bin und er hat mein Vertrauen, dass das Geld seinem Bestimmungszweck zugeführt wird. Wer noch ein Weihnachstgeschenk für Eltern, Tanten, Freunde sucht, kann den Kalender hier bestellen.
Weihnachtsauktion
Hans-Peter Manzenreiter versteigert in seinem Blog ein Bild von Sandra Schierz. Das Bild könnt ihr links sehen. Die Auktion läuft 14 Tage. Der Gedanke dahinter ist, dass man über eine solche Auktions-Aktion mehr Geld auftreiben kann, als wenn man einfach spendet. Man spendet seine Fähigkeit in einem speziellen Bereich. Der Erlös wird an Licht ins Dunkel gespendet. Auch Hans-Peter kenne ich persönlich und vertraue ihm. Eine größere Version des Bildes findet ihr hier. Mein erstes Gebot habe ich bereits abgegeben. Das Bild würde sich gut über meinem Sofa machen. Dennoch fordere ich alle auf gegen mich zu bieten, damit das Bild zu einem guten Wert versteigert wird. Mitsteigern.
Zusammengefasst: Firefox-Extension installieren, Afrika-Kalender bestellen und Bild ersteigern. Alles für einen guten Zweck und ohne Geld zu verschenken.
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